Antonio Casimir Dilger, geboren am 13. Februar 1884 in Front Royal, Virginia, war ein deutsch-amerikanischer Mediziner, der während des Ersten Weltkriegs eine zentrale Rolle in der biologischen Kriegsführung spielte. Seine Handlungen und deren Auswirkungen werfen bis heute Fragen zur Ethik und den Grenzen wissenschaftlicher Forschung auf.
Frühes Leben und Ausbildung
Antonio Dilger wuchs in einer Familie mit tiefen deutschen Wurzeln auf. Sein Vater, Hubert Dilger, war ein aus Deutschland stammender Offizier, der während des Amerikanischen Bürgerkriegs für die Unionsarmee kämpfte und für seine Verdienste die Medal of Honor erhielt. Diese militärische Tradition prägte Antonios frühe Jahre. Im Alter von neun Jahren zog er nach Deutschland, um dort seine Ausbildung fortzusetzen. Er besuchte das Gymnasium in Bensheim und studierte anschließend Medizin an den Universitäten Heidelberg und München. Seine Promotion schloss er 1912 mit der Note „summa cum laude“ ab.
Berufliche Laufbahn vor dem Ersten Weltkrieg
Nach Abschluss seines Studiums arbeitete Dilger an der chirurgischen Klinik der Universität Heidelberg. Seine Dissertation beschäftigte sich mit der Kultivierung von tierischen Zellen in Gewebekulturen, ein damals innovatives Forschungsfeld. Obwohl er in diesem Bereich nicht den gewünschten Erfolg erzielte, erwarb er sich dennoch einen Ruf als engagierter Wissenschaftler. Berichten zufolge diente er während der Balkankriege (1912–1913) als Chirurg in der bulgarischen Armee, was jedoch nicht eindeutig belegt ist.
Beteiligung an der biologischen Kriegsführung im Ersten Weltkrieg
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs befand sich Dilger in Deutschland. 1915 kehrte er in die USA zurück, ausgestattet mit Kulturen von Milzbrand (Bacillus anthracis) und Rotz (Burkholderia mallei). Im Auftrag der deutschen Regierung sollte er biologische Sabotageakte durchführen, um die Lieferung von Pferden und Maultieren an die Alliierten zu verhindern. Gemeinsam mit seinem Bruder Carl richtete er ein Labor im Stadtteil Chevy Chase in Washington, D.C. ein, wo sie die Bakterienkulturen vermehrten. Diese wurden an deutsche Agenten verteilt, die damit Nutztiere in den USA infizieren sollten.
Methoden der Sabotage
Die von Dilger entwickelten Methoden zur Infektion von Tieren waren vielfältig. Die Bakterienkulturen wurden in kleinen Fläschchen aufbewahrt und sollten auf verschiedenen Farmen und Pferdeherden in den Vereinigten Staaten ausgebracht werden. Durch die Infektion von Pferden und Maultieren, die dann nach Europa verschifft wurden, hoffte man, die Krankheit in die Truppenlager der Alliierten zu tragen. Auf diese Weise würde der Feind geschwächt, ohne dass ein direkter Angriff auf ihn stattfand.
Entdeckung und Flucht
Obwohl die deutsche Spionageoperation zunächst erfolgreich verlief, geriet sie bald in Schwierigkeiten. Die amerikanischen Behörden, die zunehmend Verdacht schöpften, begannen, deutsche Sympathisanten und Spione genauer zu überwachen. Schließlich wurde Dilgers geheime Operation entdeckt, und er musste in Deutschland Zuflucht suchen, um einer Verhaftung zu entgehen. Nach seiner Flucht in das deutsche Kaiserreich blieb Dilger weiterhin in Kontakt mit anderen Agenten und unterstützte den deutschen Geheimdienst, doch seine Rolle in den Vereinigten Staaten war beendet.
Tod und Vermächtnis
Nach dem Ende seiner Sabotageaktivitäten kehrte Dilger nach Deutschland zurück. Er reiste später nach Spanien, wo er am 17. Oktober 1918 in Madrid an der Spanischen Grippe verstarb. Sein Leben und Wirken werfen bis heute Fragen zur Ethik in der Wissenschaft und den Grenzen militärischer Strategien auf. Dilger gilt als einer der ersten, der biologische Waffen in einem Kriegskonflikt einsetzte, und sein Handeln beeinflusste die spätere Entwicklung internationaler Abkommen zur Ächtung solcher Waffen.
Fazit
Antonio Dilgers Leben ist ein Beispiel für die komplexen Verflechtungen von Wissenschaft, Ethik und Krieg. Seine Handlungen während des Ersten Weltkriegs zeigen die Gefahren des Missbrauchs wissenschaftlicher Erkenntnisse und dienen als Mahnung für zukünftige Generationen. Sein Vermächtnis bleibt umstritten, doch es trägt wesentlich zum Verständnis der Geschichte der biologischen Kriegsführung bei.
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